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Ein Motorrad steht mit sauberen Gabeln und gewechselten Simmerringen zur Abfahrt bereit.

Simmerringe wechseln

Was sollte man beachten?

An vielen Stellen am Motorrad sind sie verbaut: Kleine Ringe aus Synthesekautschuk, die dafür sorgen, dass sich in- und aneinander bewegende Bauteile an der Gabel, dem Getriebe und im Motor reibungslos bewegen können. Diese Dichtringe arbeiten recht unscheinbar und fallen meist nur dann auf, wenn sie defekt sind und irgendwo Öl leckt. Solltest Du Dich schon mit dem Thema beschäftigt haben, wird Dir auffallen, wie schwer es ist, gute Informationen über den Wechsel dieser Ringe zu finden. Von der richtigen Begrifflichkeit bis zu den notwendigen Schritten tun sich hier viele Fragen auf. Wir verraten Dir, worauf es dabei wirklich ankommt. Wann genau solltest Du die Dichtung wechseln? Ist die Arbeit auch für Hobby-Mechaniker machbar? Welches Werkzeug brauchst Du in diesem Fall und welche Kosten kommen beim Wechseln der Simmerringe auf Dich zu?

Inhaltsverzeichnis

Simmerring, Gabeldichtring oder Wellendichtring: Was ist der Unterschied?

Schnell wird Dir auffallen, dass die im Motorrad verbauten Dichtringe unter verschiedenen Bezeichnungen auftauchen. Mal befinden sie sich am Motor, mal an der Gabel, mal an der Welle. Was hierbei die Unterschiede sind und ob es überhaupt welche gibt, listen wir Dir im folgenden Glossar auf:

Simmerring: Simmerring ist heutzutage die geläufigste Bezeichnung und der Oberbegriff für diese Art von Dichtringen. Simmerringe verdanken ihren Namen ihrem Erfinder, dem österreichischen Ingenieur Walther Simmer. Ein Simmerring dichtet drehende Wellen mithilfe von Dichtlippen ab und kommt an diversen Stellen beim Motorrad zum Einsatz.

Gabelsimmerring/Gabeldichtring: Es handelt sich hier um Dichtringe, die explizit an der Motorradgabel – zwischen dem äußeren und inneren Gabelrohr – verbaut werden. Gabelsimmerringe zu wechseln stellt im Vergleich kein größeres Problem dar, der Tausch kann auch ohne Mechaniker durchgeführt werden.

Wellendichtring/Kurbelwellendichtring: Davon spricht man, wenn der Simmerring im Motor und Getriebe verbaut ist und an der Getriebe- oder Kurbelwelle für Dichtheit sorgt. Einen Simmerring am Getriebe zu wechseln (z. B. wenn Öl an der Riemenscheibe austritt) ist um ein Vielfaches schwieriger, da hier der gesamte Motor auseinander gebaut wird, die Riemenscheibe ausgetauscht werden muss und man die Ringe unter Umständen sogar anbohren muss. Der Wechsel sollte daher von Werkstätten durchgeführt werden.

Warum ist es wichtig, den Simmerring am Motorrad zu wechseln?

So klein und unscheinbar Simmerringe oder Wellendichtringe auch sind, einmal defekt, musst Du sowohl Wellen- als auch Gabeldichtringe möglichst zügig wechseln. Die Dichtlippe der an der Kurbelwelle verbauten Simmerringe arbeitet sich natürlicherweise mit der Zeit in die Welle ein, wodurch es zu Ausbrüchen und Motoröl-Lecks kommen kann. Den Simmerring an der Gabel zu wechseln kann sinnvoll sein, weil die Standrohre im Falle eines Defekts schnell ölig und verdreckt sind und das austretende Öl im unglücklichsten Falle auf die Bremsanlage kommen kann. Die Fahrsicherheit wäre dadurch enorm eingeschränkt.

Gabelsimmerringe wechseln: Schritt-für-Schritt-Anleitung

Den Simmerring beim Motorrad zu wechseln empfehlen wir wirklich nur, wenn es sich um die leichter erreichbaren Gabelsimmerringe handelt. Überlasse dagegen den Austausch der tief verbauten Wellendichtringe an der Kurbelwelle lieber dem Fachpersonal in Werkstätten. So oder so solltest Du Dich aber ausreichend auskennen und eine halbwegs umfangreiche Werkzeug-Palette haben, bevor Du an der Motorradgabel Hand anlegst.

TIPP

Wie Du Dein Motorrad nach der Winterpause fit für den Frühling bekommst, verraten wir Dir in unserem Ratgeber!

Schritt 1: Ausbau der Gabel

Um den Simmerring ausbauen zu können, musst Du die Gabelrohre komplett vom Bike demontieren. Dabei machst Du es Dir leichter, wenn Du die Verschlussschrauben am Boden der Tauchrohre schon löst, solange die Gabel noch belastet ist. Bocke Dein Motorrad erst danach für den Wechsel auf einen passenden Ständer auf und folge den weiteren Schritten:

  • Bauteile, die mit den Gabelrohren verbunden sind, entfernen (Rad, Bremssattel, Schutzblech, Gabelstabilisator). Achtung: Bremshebel jetzt nicht mehr betätigen!
  • Schrauben der Klemmungen der oberen und unteren Gabelbrücke lösen
  • Gabelrohr unter leichten Drehbewegungen nach unten aus Gabelbrücken ziehen

  • Hinweis: Um zu verhindern, dass sich die Ausrichtung der beiden Gabelbrücken zueinander (und somit die Lenkgeometrie) verändert, das zweite Gabelrohr erst ausbauen, wenn das erste wieder eingebaut ist.

    Schritt 2: Entfernung des Gabelöls

    Bevor Du nun den Simmerring ausbauen kannst, muss erst das im Gabelrohr vorhandene $categorylink:primary: _le_schmiermittel_motorrad_gabel_l,Gabelöl$ abgegossen werden. Zu diesem Zweck werden jetzt die fixierenden Schrauben am oberen Stopfen entfernt (gegebenenfalls ist hier eine passende Nuss oder Knarre notwendig) und eventuell vorhandene Hülsen, Distanzrohre und Gabelfedern herausgenommen. Merke Dir hier unbedingt die Einbaulage und Reihenfolge, um nach dem Wechseln der Simmerringe kein Problem beim Zusammenbau zu bekommen. Anschließend kann das Altöl in einer passenden Auffangwanne abtropfen. Sowohl das Öffnen der Ablassschraube als auch mehrmaliges Gegeneinanderpumpen von Tauch- und Standrohr beschleunigt diesen Prozess.

    Übrigens: Nicht nur das Gabelöl muss hin und wieder ausgetauscht werden. Wie Du den gesamten Ölwechsel bei Deinem Motorrad richtig durchführst, erfährst Du hier!

    Schritt 3: Ausbau des Simmerringes

    Jetzt folgt der filigranste Teil der Arbeit: der Tausch der Simmerringe. Um Dir die Sache so leicht wie möglich zu gestalten, spanne das Gabelrohr (am besten mit Alu-Schutzbacken) in den Schraubstock ein. Hierbei bietet sich die Klemmstelle der Radachse an. Gehe danach wie folgt vor:

  • Inbusschraube am Boden des Tauchrohres lösen (dreht sich dabei die Dämpferstange mit, nutze eine passende Nuss und zwei Verlängerungen von oben)
  • Staubschutzkappe und Sicherungsring nach oben entfernen (dafür einen kleinen Schraubendreher nutzen, aber unbedingt Kratzer am Gabelrohr verhindern)
  • Darunterliegenden Feder- bzw. Seegering entfernen (mit Seegeringzange, Spitzzange oder Schraubendreher)
  • Standrohr mehrmals ruckartig aus Tauchrohr ziehen, bis der Dichtring aus seiner Position rutscht (Standrohr und Dämpfereinheit nun nach oben aus dem Tauchrohr ziehen)
  • Schritt 4: Einbau des Simmerringes

    Um die neuen Gabelsimmerringe wieder richtig einbauen zu können, sollte jetzt der letzte Rest Gabelöl aus dem Tauchrohr geschüttet und das obere Ende mit einem Heißluftföhn erhitzt werden. Das hat den Zweck, dass der neue Ring anschließend leichter über das Standrohr gleitet. Anschließend geht es wie folgt weiter:

  • Neuen Dichtring gut an der äußeren Seite und der Dichtlippe einfetten
  • Zum Einsetzen des neuen Simmerrings am besten Gabeldichtring-Eintreiber nutzen (als Unterlage für die ersten Schläge kannst Du den alten Dichtring nutzen)
  • Dichtring eintreiben, sodass sich der Sicherungsring in die Nut drücken lässt und die Dichtlippen gut aufliegen (am besten vorsichtig mit einem Schraubendreher)
  • Abschließend Seegering und Staubkappe wieder einsetzen und Inbusschraube am Tauchrohr anziehen
  • Gabelöl auffüllen (dafür Gabel senkrecht in Werkbank einspannen)
  • Federung, Hülsen und Co. in richtiger Reihenfolge einsetzen und oberen Stopfen schließen
  • GABELDICHTRINGE & ZUBEHÖR BEI POLO MOTORRAD

    Was kostet es, Simmerringe zu wechseln?

    Die Kosten hängen stark davon ab, welchen Ring man wechseln möchte. Während sich beim Wechseln des Gabelsimmerrings die Kosten auf 10 bis 20 Euro fürs Material und 30 bis 50 Euro für den Austausch beschränken, greift man beim Wechsel der Getriebe-Wellendichtringe deutlich tiefer in die Tasche. Da die an der Welle im Motor befindlichen Dichtringe um einiges schwerer zu demontieren sind, kommen beim Wechseln der Getriebe-Simmerringe Kosten von 350 bis 700 Euro zusammen. Die Materialkosten zwischen Gabelsimmerring und Wellendichtring unterscheiden sich dabei nur unwesentlich.

    Fazit: Sollte man Simmerringe selbst oder in der Werkstatt wechseln?

    Um Simmerringe zu wechseln, bedarf es einiges an Fachwissen, Erfahrung und Equipment. Aus diesen Gründen solltest Du den Wechsel am besten in einer Werkstatt von Fachleuten durchführen lassen. Wechselst Du die Simmerringe als Schrauber selbst, ohne die nötige Erfahrung, riskierst Du, dass Teile des Motorrads kaputt gehen und wesentlich höhere Kosten als nur für den Simmerring-Wechsel auf Dich zukommen.

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