MOTORRADGEPÄCK
Tankrucksack, Gepäckrolle, Satteltaschen, Koffer, Topcase? Über Vor- und Nachteile der Möglichkeiten und die allgemeine Verunsicherung bei der Frage, wohin mit dem Gepäck.
Auch wenn man seit geraumer Zeit immer mehr Adventure Bikes sieht, die kaum von einer Einzimmerwohnung mit Küche, Keller, Bad zu unterscheiden sind, gilt für Motorräder noch immer: so wenig Gepäck wie möglich. Weil sich das Fahrverhalten durch zusätzlichen Ballast verändert – und in der Regel nicht zum Guten. Wobei modernere (vor allem hubraumstarke) Modelle deutlich mehr verkraften als Youngtimer.
DOCH BEGINNEN WIR MIT DEN BASICS.
Ganz an den Anfang haben die Motorradhersteller das maximal zulässige Gesamtgewicht gesetzt. Es steht sowohl in den Fahrzeugpapieren als auch auf dem Typenschild, meist am Lenkkopf, und ist bei manchen Bikes so knapp bemessen, dass sie theoretisch schon mit zwei Personen und Zahnbürste jenseits von Gut und Böse sind. Die Betonung liegt auf „theoretisch“, denn in der Praxis stecken neuere Fahrwerke erstaunliche Mengen an Übergewicht weg. Mit nach alter Väter Sitte gebrochenen Rahmenhecks oder leck geschlagenen Dämpfern ist kaum zu rechnen. Auch Reifen und Bremsen vertragen heute ein Vielfaches von anno dunnemals.
WOHIN MIT DEM GEPÄCK?
Beim Beladen der Maschine gilt prinzipiell das Gleiche wie bei einem Rucksack: Schweres nach unten, Leichtes nach oben und das Gewicht insgesamt zentrieren. Kniffliger wird’s bei der Frage: Wohin überhaupt mit dem Gepäck? In Tankrucksack, Satteltaschen, Koffer, Gepäckrolle, Topcase, Hecktasche oder doch auf den Rücken?
ARTEN VON MOTORRADGEPÄCK
TANKRUCKSACK
Rein schwerpunktmäßig ist der Platz auf dem Tank der beste. Meist reicht der natürlich nicht aus. Und wer den Turm vor sich zu hoch baut, kann Probleme mit der Ergonomie, der Erreichbarkeit des Lenkers, der Sichtbarkeit von Instrumenten, Kontrollleuchten und Spiegeln bekommen. Auch wenn es beim Wenden klemmt oder hupt, ist der Auslöser oft der Tankrucksack. Testet deshalb genau, welches Modell zu Euch und Eurem Motorrad passt. Und achtet bei Riemenbefestigung darauf, dass keine Bowdenzüge, Kabel und Schläuche abgeklemmt werden.
Im Trend liegen Schnellverschlusssysteme wie Quick-Lock bei denen ein Trägerflansch am Tankring montiert wird. Sie sind praktisch, allerdings nicht ganz billig, in ihrer Position unflexibel und bei Pistenabenteuern sorgfältig zu beladen. Für Offroader bleibt die Gurtbefestigung erste Wahl.
Gepäckrolle
Best practice No 2 ist die Gepäckrolle auf dem Soziussitz. Ebenfalls noch nah am Schwerpunkt der Maschine und die Silhouette in der Regel nicht verbreiternd. Wenn hinten eine/r sitzt, dann ab auf die Gepäckbrücke – also mit der Rolle. Zu schwer sollte die dann nicht sein, da jedes Kilo jenseits der Hinterachse die Fahrstabilität ungünstig beeinflussen kann.
Solche Rollen haben aufgrund ihres simplen Aufbaus die schöne Angewohnheit, fast in jeder Preisklasse wasserdicht zu sein. Praktisch sind Modelle mit längsliegendem Rollverschluss und seitlichen Kompressionsriemen.
SATTELTASCHEN
Einfach über die Sitzbank geworfen, seitlich irgendwie am Rahmen verzurrt, fertig. Immer mehr Hersteller kommen auf die gute alte Satteltasche zurück, und heraus kommen die pfiffigsten Erfindungen. An die Sitzbank- respektive Heckbreite werden die Überwurftaschen meist über zwei lange Klettverschlusslaschen angepasst, so liegen sie eng und schwerpunktgünstig an. Im Prinzip sind keine Seitenträger nötig. Jedoch gibt es Abstandshalter, die oft mittels Schnellverschluss am Rahmen befestigt werden, um die Taschen a) besser fixieren zu können und b) nicht etwa an einer Underseat-Auspuffanlage verenden zu lassen. Gemeinhin sind Satteltaschen wesentlich leichter als Koffer, das spart schon wieder einige Kilos.
Durch aufwendige Formen, Reißverschlüsse und allerlei Nähte gelingt es den Herstellern nicht immer, Softbags wirklich wasserdicht zu bekommen. Mitgeliefert werden oft Regenhauben mit Gummizug, die sich bei höheren Geschwindigkeiten leider gerne verabschieden. Besser sind wasserdichte Innentaschen, zur Not tut es auch eine ordinäre Plastiktüte. Um Lackschäden an der Maschine vorzubeugen, solltet Ihr die Stellen, an denen die Taschen anliegen, mit Klebefolie abkleben.
SEITENKOFFER
Ob aus Kunststoff oder Aluminium – ein Motorradkoffer ist nichts ohne seinen Träger. Genau in diesem Punkt hat sich während den vergangenen Jahren am meisten getan. Vorbei die Zeiten, da die Hartschalen wie Segelohren vom Heck abstanden. Die Hersteller ließen sich etliches einfallen, um dieses die Fahreigenschaften extrem negativ beeinflussende Manko zu minimieren. Durch Seitenträger, die sich so eng und harmonisch wie möglich ins Heckdesign integrieren. Dabei kommen vermehrt Schnellverschlusssysteme zum Einsatz, mit denen sich die teilweise recht sperrigen Träger in wenigen Sekunden abnehmen lassen. Gut fürs Auge – und fürs Gewicht. Immerhin wiegen allein die Träger (ohne Halter) bis zu 2,5 Kilo pro Seite. Fest verschraubte Kofferträger sind mitunter leichter. Wie viel Koffer Ihr an die Täger dranbaut, ist Euch überlassen. Doch beachtet, dass mit dem Volumen nicht nur die Pendelneigung (vor allem älterer) Motorräder steigt, sondern auch die Baubreite. Da kommen schon mal 120 Zentimeter zusammen, was beim Durchfädeln zwischen parkenden Autos nerven und auf engen Landstraßen den ein oder anderen Leitpfosten kosten kann. Ob Aluminium oder Kunststoff ist eine Frage des Geschmacks und des Einsatzzwecks. Bruchsicherer sind Alu- Boxen, die oft als Toploader daherkommen. Heißt: Der Deckel schließt nicht seitlich, sondern oben. Ein Vorteil, wenn man unterwegs an was dranmuss. Doof nur, wenn von oben die Gepäckrolle dagegen drückt. Dass Alu-Koffer per se leichter wären, lässt sich nicht unterstreichen. Grundsätzlich sind die Gewichtsunterschiede bei den Hartschalen eklatant, die Skala reicht von gut drei bis gut sechs Kilogramm pro Stück. Auch sind nicht alle Koffer wirklich wasserdicht. Wenn Ihr sichergehen wollt, verwendet Innentaschen, die z. B. auch vor Metallabrieb schützen.
TOPCASE
Sie sind praktisch, ohne Frage, doch kein Gepäckstück beeinflusst das Fahrverhalten einer Maschine mehr als ein Topcase. Über der Hinterachse und relativ hoch befestigt, können die zum Teil sehr schweren Hartschalen manche Maschine arg aus dem Tritt bringen.
Auf eine flexible, fest am Träger verzurrte Hecktasche reagieren Motorräder weit unempfindlicher. Massives Gepäck gehört garantiert nicht in ein Topcase.
Keine Alternative?...
... sind hoch bauende Rucksäcke, da sie enorme Unruhen ins Fahrwerk einleiten. Und zu den Tabus zählen Gepäckstücke an Lenker, Kotflügel und Gabel! Selbst wenn es noch so cool aussieht, etwa den Schlafsack an der langen Chopper gabel spazieren zu führen, kann das richtig ins Auge gehen.
Egal wofür ihr euch am Ende entscheidet - in der Kategorie Motorradgepäck findet ihr jede Menge Auswahl!
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