Motorradhelm runtergefallen – was tun?
Kann der Helm weiterhin getragen werden?
Egal ob Honda-, Suzuki-, Yamaha- oder Ducati-Besitzer: Es scheint so, als könnte man sich als Motorradfahrer eines gewiss sein: Früher oder später fällt der Motorradhelm ungewollt auf den Boden und nervige Kratzer entstehen am Visier oder der Helmschale. Mal rutscht der Kinnriemen noch vor dem Start vom Lenker, mal ist der Helm an einem Aussichtspunkt runtergefallen. Doch je nachdem, von welcher Höhe der Motorradhelm fallen gelassen wurde, können auch Schäden entstehen, die Deine Sicherheit beim Fahren auf dem Motorrad stark einschränken – unabhängig davon, ob es sich um einen Integralhelm, Klapphelm oder Crosshelm handelt. Woran Du erkennen kannst, ob der Helm Deinen Kopf nach einem solchen Sturz auf den Boden noch ausreichend schützen kann und in welchem Fall er sicherheitshalber ausgetauscht werden sollte, verraten wir Dir in unserem Ratgeber!
So schnell geht ein Motorradhelm wirklich kaputt
Nach einem Unfall mit dem Motorrad ist die Sachlage eindeutig: Der Schutzhelm hat im besten Fall seinen Dienst getan und Deinen Kopf vor größeren Schäden bewahrt. Anschließend muss er ausgetauscht werden – Sicherheit geht vor!
Aber ist ein Motorradhelm auch schon kaputt, wenn er einfach nur unglücklich runtergefallen ist?
Das hängt in der Regel von einigen Faktoren ab:
Du siehst also schon: Eine Ferndiagnose ist an dieser Stelle ein Ding der Unmöglichkeit. Helme für Motorräder sind an sich darauf ausgelegt, einmalig im Falle eines Unfalls die auf den Kopf entstehenden Kräfte zu absorbieren. Bei einem einfachen Sturz des Helmes selbst sind Kraft und Geschwindigkeit des Aufpralls möglicherweise aber gering genug, dass die Helmschale weiterhin ausreichend Schutz bieten kann. Welche Faktoren sollte man beachten, wenn der Motorradhelm fallen gelassen wurde oder beispielsweise von einem Regal runtergefallen ist?
Worauf achten, wenn Dein Helm runtergefallen ist?
Um herauszufinden, inwiefern Dein Helm beim Sturz Schaden genommen hat, bedarf es einer visuellen und funktionellen Überprüfung der einzelnen Bestandteile, wie der äußeren Schale, dem Visier oder dem Styropor im Inneren.
Findest Du auf der Oberfläche abgesehen von leichten Kratzern keine Schadstellen, ist ein Weiterfahren oft möglich. Dies ist aber auch davon abhängig, von welcher Höhe der Motorradhelm runtergefallen ist. Hast Du ihn beispielsweise über den Lenker gehängt und er ist davon runtergerutscht, ist die Wahrscheinlichkeit, dass Du ihn weiter tragen kannst, höher als wenn er von einem Regal aus 2 m Höhe heruntergefallen ist. Außerdem spielt natürlich eine Rolle, ob der Helm z. B. auf Gras oder auf dem Asphalt gelandet ist. Es gibt leider keine Faustformel, mit der man bestimmen kann, ab welcher Höhe der Fall auf einen bestimmten Untergrund für Deinen Helm schädlich ist oder nicht. Daher solltest Du ihn in jedem Fall zunächst gründlich untersuchen: Kontrolliere, ob sensiblere Anbauteile, wie die Mechanik des Helmvisiers, die Lüftung oder der Verschlussmechanismus des Kinnriemens nach wie vor funktionieren, um nicht während der Fahrt auf dem Motorrad überrascht zu werden.
Sind auf der Schale des Helmes tiefere Kratzer oder Haarrisse zu erkennen, ist dies schon ein klares Indiz dafür, dass die Zuverlässigkeit des Materials nicht mehr voll gewährleistet ist und ein neuer Schutzhelm notwendig wird. Gerade wenn der Motorradhelm auf harten Asphalt- oder Betonboden gefallen oder direkt auf einer Kante gelandet ist, reicht dafür schon ein Sturz aus geringer Höhe.
Kratzer im Visier scheinen zwar im ersten Moment weniger dramatisch zu sein, können aber schnell beim Ritt auf dem Motorrad nerven und sogar stark die Sicherheit beeinflussen. Insbesondere bei schwierigen Fahrbedingungen, wie nachts oder bei Regen, sorgt die durch Kratzer eingeschränkte Sicht schnell für Probleme. Also gilt auch hier: Mindestens das Visier austauschen! Bei einigen Herstellern von Motorradhelmen wird für solche Fälle auch immer ein Ersatz-Visier mitgeliefert.
Was kann passieren, wenn der Motorradhelm fallen gelassen wurde?
Um besser zu verstehen, warum mit einem heruntergefallenen Helm nicht zu spaßen ist, hilft es zu wissen, wie ein Sturz das Material des Schutzhelmes beeinflussen und abschwächen kann.
Die äußere Helmschale ist die Schutzhülle des Helmes selbst und wird über die Jahre der UV-Strahlung, dem Regen und der Temperatur ausgesetzt. Diese Schutzwirkung wird sofort reduziert, wenn tiefere Kratzer oder aufgeplatzte Stellen an der Schale zu finden sind und so Feuchtigkeit oder UV-Strahlen an das tieferliegende Styropor gelangen können.
Die Innenschale des Helmes ist maßgeblich für die Stoßdämpfung zuständig und besteht überwiegend aus Styropor. Dieses wird bei einem defekten Helm durch die direkte Sonneneinstrahlung ausgetrocknet oder verliert durch den Feuchtigkeitseintritt ihre dämpfende Wirkung. Da sie zwischen der äußeren Helmschale und dem Innenfutter liegt, lässt sie sich meist nur schwer auf Schäden überprüfen.
Auch bewegliche Anbauteile, wie das Visier, die Lüftung oder der Verschluss des Kinnriemens können durch einen simplen Aufprall auf den Boden beschädigt werden und dafür sorgen, dass der Helm nicht mehr stabil auf Deinem Kopf sitzt – ein darauf folgender Unfall könnte schwerwiegende Folgen haben.
Möchtest Du darüber hinaus erfahren, wie es grundsätzlich um die Lebensdauer und Haltbarkeit von Motorradhelmen steht, schau Dir unseren Ratgeber an!
Wann solltest Du Deinen Helm austauschen?
Laut dem Institut für Zweiradsicherheit sollte ein Motorradhelm unabhängig von äußeren Faktoren und Nutzung spätestens nach 5 bis 7 Jahren ausgetauscht werden, selbst wenn er noch neuwertig aussieht und komplett sturzfrei verwendet wurde.
Wir erklären Dir, in welchen Fällen man den Helm zeitnah wechseln sollte.
Materialermüdung
Selbst wenn Du Deinen Helm intensiv pflegst und gut lagerst, ermüdet das Material der Helmschale über die Jahre. Die UV-Strahlung greift mit der Zeit die äußere Schale an und das Styropor in der Innenschale kann so nicht mehr für ausreichend Stoßdämpfung sorgen.
Unfall oder Sturz
Auch wenn dieser Punkt selbstverständlich sein sollte: Der Motorradhelm ist natürlich kaputt, wenn er in einem Sturz oder Unfall zum Einsatz gekommen ist. Auch wenn der entstandene Schaden nicht allzu gravierend wirkt, sind Motorradhelme darauf ausgelegt, einmalig die entstandenen Kräfte zu dämpfen und abzuleiten. Aus diesem Grund gilt der Motorradhelm als kaputt, sobald er bei einem Sturz oder Unfall zum Einsatz gekommen ist. Er kann danach nicht mehr die entsprechende Sicherheit bieten und sollte nicht mehr verwendet werden.
Fallen gelassen
Ist Dein Motorradhelm runtergefallen oder hast Du ihn fallen gelassen, gibt es keine eindeutige Antwort. Ob Du den Helm weiterhin tragen kannst, ist von den individuellen Umständen des Falls abhängig. Achte auf die oben genannten Hinweise und überprüfe Deinen Helm intensiv auf Kratzer, Haarrisse und Bruchschäden. Als grundsätzliche Orientierung gilt aber: Ist der Helm aus großer Höhe auf Kanten oder harten Boden (Stein, Betonboden etc.) runtergefallen, sollte er ausgetauscht werden.
Falsche Pflege
Auch hier gibt es durchaus Potenzial, den Helm so zu schädigen, dass er seine Schutzwirkung verliert und ein Sicherheitsrisiko darstellt. Reinige Deinen Helm sanft und regelmäßig, achte aber darauf milde Reinigungsmittel und passende Putzlappen zu verwenden, um nichts zu zerkratzen oder die Weichmacher aus dem Styropor zu lösen. Welche Dinge bei der richtigen Helmpflege zu beachten sind, erfährst Du in unserem Ratgeber.
Motorradhelm runtergefallen – zahlt die Versicherung?
Ist der Motorradhelm runtergefallen, zahlt die Versicherung nur unter bestimmten Voraussetzungen. Kam der Sturz durch eine einfache Achtlosigkeit zustande, wird normalerweise keine Versicherung dafür aufkommen. Wurde der Motorradhelm aber von einer Zweitperson fallen gelassen, die eine private Haftpflichtversicherung besitzt, dann zahlt die Versicherung für einen neuen Helm. Gesondert geregelt ist die Situation, wenn der Sturz von der fremden Person beim Parken oder Tanken verursacht wurde. Dann fällt der Sachverhalt als Be- und Entladeschaden in deren Kfz-Versicherung.