Aprilia RS 660 im Test: der neue Star in der Mittelklasse
Dass Downsizing nicht mit Verzicht einhergehen muss, beweist der italienische Traditionshersteller mit der neuen RS 660. Vollgepackt mit intelligenten Assistenzsystemen, treibt die kompakte Alltagssportlerin unseren Testern die Freudentränen in die Augen. Bei einer Tour durchs Ruhrgebiet haben Anna und Taylan der RS einen Tag auf den Zahn gefühlt. Ihr Fazit lässt leistungsorientierte Biker und Fahranfänger aufhorchen. Denn Aprilia gelingt mit der RS 660 ein schwieriger Spagat aus Leistung, Handling und Komfort. Wie gut sich die Kleine mit dem drehfreudigen Zweizylinder fährt, welche Erfahrungen wir sammeln konnten und mit welchen Highlights die Aprilia RS 660 aufwartet, klärt unser Testbericht.
Design, Performance und Fahrkomfort destilliert in 183 kg
Da steht sie in Ihrer ganzen Pracht! Punkt 5:30 Uhr nehmen wir die RS 660 in Augenschein.
Bereits der erste Eindruck steigert die Vorfreude auf die Probefahrt, denn immerhin wirkt allein Aprilias Firmenname wie Donnerhall. Erfolgreich im Rennsport mit einer langen Tradition und der Erfahrung für spektakulär designte Bikes, haben die Italiener auch bei der RS gezaubert. Ein Blick auf die technischen Daten beweist es: Aprilia legt mit der RS 660 keinen Herausforderer für die Krone in der Mittelklasse auf, sondern will direkt ganz nach oben aufs Treppchen.
Schnittig, modern aber nicht überfrachtet präsentiert sich die RS 660 im aggressiven Racing-Look. Die Front dominiert der dreiteilige Frontscheinwerfer mit LED-Tagfahrlicht und Kurvenlicht. Worauf wir aber im Vorfeld bereit sehr gespannt waren, ist die doppelwandige Verkleidung. Sie sorgt für eine niedrige Temperatur des Motors und verbessert die Aerodynamik spürbar. Tatsächlich glänzt die 660er mit einer exzellenten Spurtreue und liegt auch bei hohen Geschwindigkeiten satt auf der Straße. Sofort fühlen wir uns im Sattel wie zuhause. Da kommt kein Fremdeln auf, denn die Sitzposition ist sportlich und komfortabel zugleich. Aprilia designt bei der RS 660 ein perfektes Dreieck zwischen Fahrersitz, Lenker und Fußrasten, dass für eine optimale Belastung des Vorderrads sorgt.
Ausgewogen und einstellbar: Das Fahrwerk lässt keine Wünsche offen
Auch beim Fahrwerk lässt sich Aprilia nicht lumpen. Der Motor fungiert als tragendes Element und sorgt in Kombination mit der Aluminium-Zweiarmschwinge für ein niedriges Trockengewicht. Das direkt angelenkte Monofederbein wird von einer voll einstellbaren Upside-Down-Gabel von KAYABA unterstützt. Wen es am Wochenende auf die Piste treibt, der hat mittels einstellbarer Federvorspannung und Zugstufe also genug Spielraum für Experimente. Hier merken wir auch deutlich, wie viel Zeit Aprilia in die Abstimmung investiert hat. Die RS 660 dämpft und federt nahezu perfekt und überzeugt mit einem feinnervigen Ansprechverhalten. Ein Pluspunkt auch für Anfänger, denn das Feedback des Vorderrads ist beim Bremsen und Einlenken direkt und keinesfalls schwammig. Abgerundet wird das Fahrwerks-Kapitel von einer standfesten und feinfühligen Brembo Bremsanlage, die auch auf der Rennstrecke eine gute Figur abgibt. Die Radialbremspumpe mit einer kräftigen 4 Kolben Bremszange weist in keiner Fahrsituation Fading auf.
Mehr PS pro Kilogramm bietet keiner: die RS 660 ist leicht und stark
Das Sahnestück der RS 660 ist aber fraglos der neu entwickelte Zweizylinder mit nominal 100, am Hinterrad gemessenen 97 PS. Hier haben wir im Vergleich zu einem Supersportler a lá Yamaha R6 hinsichtlich Leistungsentfaltung und Drehvermögen nichts auszusetzen. Ganz im Gegenteil: denn gepaart mit dem rekordverdächtigen Trockengewicht von gerade einmal 183 kg, spielt die RS 660 gefühlt in einer höheren Liga.
Die Überraschung dabei: die abrufbare Performance überfordert auch Einsteiger nicht über Gebühr. Hierzu tragen die zahlreichen Assistenzsysteme bei, die den sportlichen Charakter der 660er unterstreichen, ohne den Fahrer zu bevormunden.
Die Ausstattung der Aprilia RS660 im Überblick:
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Quickshifter: er unterbricht die Zündung für wenige Millisekunden und nimmt so die Last vom Getriebe. Das Ergebnis sind nahezu perfekte Schaltvorgänge, ohne zu kuppeln.
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Blipper: Quickshifter zum Runterschalten mit Sensor-, Zug- und Drückerkennung, und Ansteuerung der elektronischen Drosselklappen. Der Blipper sorgt dafür, dass das Steuergerät beim Runterschalten eigenständig einen Gas Stoß geben kann.
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Kurven ABS: Wildunfall? Äste? Plötzliches Stauende auf einer kurvigen Strecke? Das Kurven ABS der RS 660 verhindert effektiv Vorderradrutscher selbst bei der schnellen Betätigung der Vorderradbremse
Das von Aprilia im Rennsport entwickelte aPRC Elektonikkit umfasst zudem:
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aTC: Aprilia Traction Control stufenweise einstellbare Traktionskontrolle
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aWC: Wheelie Control (Stufenweise einstellbar)
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aCC: Cruise Control
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aEM: Engine Map (Fahrmodi mit verschiedenen Leistungsstufen und Track Features)
Besonders angetan waren wir im Test von der Aprilia Cruise Control. Wer den Tempomat eines Pkws auf langen Autobahn-Etappen zu schätzen weiß, wird das aCC-System der RS 660 lieben. Gemütliches Dahingleiten mit viel Drehmoment im Rücken wird so noch komfortabler und entlastet die Handgelenke, durch automatisierten Schaltvorgänge.
Unser Fazit: sportlich, flink und komfortabel!
Das sind die Attribute der Aprilia RS660. Die kleine Sportlerin gibt hinsichtlich ihres Reifegrads, Ausstattung und Fahrleistung einen respektablen Einstand in die Mittelklasse. Wobei Aprilia diese Klasse in einigen Punkten sogar neu definiert. Überzeugt hat uns vor allem die stimmige Balance des Bikes. Angefangen bei der bequemen Sitzposition über das sorgfältig abgestimmte Fahrwerk, bis hin zum drehfreudigen Zweizylinder geht das Konzept der RS660 voll auf. Die leichte Alltagssportlerin fühlt sich im Stadtgetümmel und auf der Piste gleichermaßen wohl. Überrascht hat uns dabei auch das einfache Handling, dass enorm von den smarten Fahrassistenten profitiert, aber ambitionierte Fahrer nicht künstlich ausbremst.
Die wichtigsten Fragen aus der POLO-Community zur RS 660
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Top-Speed und Beschleunigung von 0 auf 100 km/h?
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Gibt es einen Führerscheinbonus von Aprilia oder Finanzierungsangebote?
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Wie hoch ist die Sitzhöhe?
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Geeignet für große Fahrer?
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Wie viel kostet die RS 660?
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Wie ist die Fahrdynamik und das Fahrwerk im Vergleich zur CBR 650R?
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Für A2-Führerschein-Besitzer geeignet?
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Vermittelt sie das typische Aprilia Feeling à la RSV4?
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Fühlt sich an wie Sport Tourer (Ninja 650) oder eher Supersport (R6 / ZX6R)?
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Ist die RS 660 ein vollwertiger Supersportler?
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Eignet die Aprilia RS 660 sich eher für den Straßenverkehr oder als Racer?
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Welches Zubehör gibt es?
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Welche Farben gibt es?
Technische Daten
70 kW (95 PS) bei 10.500 U/min
35 kW (48 PS) bei 6.000 U/min
67 Nm bei 8.500 U/min
57,5 Nm bei 5.500 U/min